Gendern in
Stellenanzeigen

Kategorien: RECRUITING | 08. JUNI 2023

Gesucht:
Gender:in für Stellenanzeigen (m/w/d)

Richtig gendern in Stellenanzeigen – für viele ist das eine hakelige Angelegenheit, denn das Gendern passt vielleicht nicht unbedingt zum eigenen Sprachgebrauch. Eine Stellenanzeige muss aber nicht nur zielgruppengerecht sein, sie muss auch möglichst barrierefrei funktionieren und dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz entsprechen. Auf dieser Seite erfahren Sie deshalb alles, was Sie zum Gendern in Stellenanzeigen wissen müssen.

Wie kann man in
Stellenanzeigen gendern?

In Stellenausschreibungen richtig zu gendern ist auch deshalb so schwierig, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Der allererste und vielleicht wichtigste Tipp ist deshalb, sich auf eine Form des Genderns festzulegen und diese beizubehalten. Man kann im Wesentlichen von drei Hauptformen des Genderns sprechen: Dem Gendern mit Sonderzeichen, der Paarform und geschlechtsneutralen Formulierungen. Besprechen wir die Vor- und Nachteile im Einzelnen:

Gendern mit Sonderzeichen:

Die geläufigsten Sonderzeichen zum Gendern sind der Doppelpunkt, der Asterisk, der Unterstrich und der Schrägstrich. Aus dem generischen Maskulinum „Architekt“ wird so „Architekt:in“, „Architekt*in“, „Architekt_in“ und „Architekt/in“. Außerdem sei an dieser Stelle das Binnen-I erwähnt, das es bereits seit den 80iger-Jahren gibt und dem feministischen Diskurs entspringt. Größter Vorteil dieser Variante ist die vollständige Inklusion auch dritter und weiterer Geschlechtsidentitäten sowie ihre Kürze. Der Doppelpunkt ist auch für Menschen, die einen Screenreader nutzen lesbar – das trifft nicht auf die anderen Formen zu. Zu den Nachteilen zählt eine subjektive Störung des Sprachbilds und ggf. politische Ressentiments.

Gendern in Paarform:

Die Paarform meint die Doppelnennung beider Geschlechtsbeugungen. Statt „Architekt“ würde man „Architekt und Architektinnen“ schreiben. Diese Form ist sehr geläufig und wird mitunter gar nicht als Gendern wahrgenommen. Gerade in Stellenanzeigen stört allerdings ihre Länge.

Gendern mit geschlechtsneutralen Formulierungen

Die geschlechtsneutralen Formulierungen werden gern mit anderen Möglichkeiten des Genderns vermengt – das ist per se nicht schlimm, solange die Vermischung nicht auf einzelne Wörter entfällt, etwa an einer Stelle von Mitarbeiter:innen und später von Mitarbeitenden gesprochen wird. Besonders einfach ist diese Form durch Begriffe wie „Mensch“, „Fachkraft“ oder „Person“ anzuwenden. Aus „Pfleger“ könnte so „pflegende Person“ oder „Pflegefachkraft“ werden. Allerdings gibt es nicht immer eine etablierte geschlechtsneutrale Form (zum Beispiel für „Arzt“ oder „Architekt“).

Das Dritte Geschlecht
in Stellenanzeigen

Je inklusiver Stellenanzeigen formuliert sind, desto größer ist der Kreis an qualifizierten Personen, die Sie mit Ihren Stellenanzeigen erreichen können. Das dritte Geschlecht ist glücklicherweise leicht zu berücksichtigen. Etabliert hat sich der Zusatz „m/w/d“ im Titel von Stellenanzeigen im Anschluss an die Positionsbezeichnung. Wenn Sie nun im Text mit geschlechtsneutralen Formen oder Sonderzeichen-Lösungen arbeiten, ist das Thema für Sie ganz leicht abgehakt.

Multiracial Menschen halten eine Regenbogenflagge LGBT und laecheln

AGG-Gesetz

Achtung AGG: Im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz wird aufgeführt, welche Formulierungen in Stellenanzeigen gar rechtswidrig sind, da sie eine Diskriminierung darstellen. Ein Beispiel: Im September 2018 wurde in rund 11.500 Jobangeboten explizit „Deutsch als Muttersprache“ von den Bewerbern verlangt. Dies setzt naturgemäß voraus, dass der neue Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin aus Deutschland stammt und stellt damit eindeutig eine Diskriminierung nach Herkunft und einen Verstoß gegen AGG dar.

Tipps für attraktive
Stellenanzeigen

Das Thema Diversity in modernen Stellenanzeigen betrifft noch viele weitere Punkte. Wenn Sie Vielfalt in Ihrem Unternehmen fördern wollen und einen möglichst großen Bewerber-Pool erreichen möchten, können Sie noch mehr tun, als auf gendergerechte Formulierungen zu achten:
• Formulieren Sie Ihre Stellenanzeigen in unterschiedlichen Sprachen.
• Weisen Sie direkt daraufhin, dass Menschen aus allen Herkünften und Lebenssituationen willkommen sind.
• Bieten Sie Benefits, die nicht nur für eine bestimmte Gruppe an Menschen interessant sind.
• Weisen Sie auch daraufhin, was nicht erforderlich ist, etwa Deutsch als Muttersprache oder Bereitschaft zur Tätigkeit in Kernarbeitszeiten.
• Nutzt im direkten Kontakt zu Bewerber:innen einfach den Vornamen der Person, falls ihr nicht sicher seid, welche Form der Ansprache Ihr Gegenüber wünscht. So wird aus „Sehr geehrte Herr/Frau Meyer“ einfach ein „Hallo Lou“.

Diversity Management
als Job

Der Begriff Diversity definiert die Wertschätzung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen etc. Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihrem Lebensalter, ihrer physischen oder psychischen Fähigkeiten oder anderer Merkmale ab, zielt also auf ein Spektrum der Vielfalt ab.

Diversity kam als Wort in Stellenanzeigen dieses Jahr bisher in knapp 2.900 Inseraten von 525 Firmen vor. Diversity Management gibt es übrigens auch als Job. Diese Position ist ein Teilbereich des Personalmanagements und beinhaltete die Aufgabe, die soziale, kulturelle und ethnische Vielfalt der Mitarbeiter:innen zu fördern und zum Wohl des Unternehmens einzusetzen. Aufgaben sind unter anderem Entwicklung von Diversity Strategien, Einhaltung rechtlicher Bestimmungen, Verfolgen von gesellschaftlichen Trends und Organisation von Veranstaltungen, die die Vielfalt fördern.
Übrigens: Jeweils am 26. Mai findet der Diversity-Tag in Deutschland statt.

Transgender LGBT oder Intersex Symbol das von einem Finger auf einem Block auf einem Tisch platziert wird

Zusammenfassung zum Thema:
Gendern in Stellenanzeigen

AGG, Gendergerechte Sprache, Inklusion und Diversität – hinter all diesen gewichtigen Wörtern steht für Sie vor allem die Chance darauf, so viele qualifizierte Menschen wie möglich mit Ihren Stellenanzeigen zu erreichen.

Wie Sie es sich so leicht wie möglich machen? Nutzen Sie den Zusatz „m/w/d“, verwenden sie die besonders barrierefreie Variante mit Doppelpunkt (Mitarbeiter:in) und prüfen Sie Ihre Stellenanzeigen auf Hindernisse für bestimmte Personengruppen.

Wie Sie das meiste aus dem Thema für sich herausholen? Widmen Sie sich dem Thema Diversity! Versuchen Sie die gesamte Kommunikation Ihres Unternehmens barrierefrei und Diversity-freundlich zu gestalten. Tauschen Sie sich mit Kolleg:innen und Expert:innen aus und finden Sie passende Bücher oder Weiterbildungselemente, die zu Ihrer individuellen Situation passen.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Gendern in Ihren Stellenanzeigen!

Daniel Müller

Autor

Seit 2019 ist Daniel Texter bei index. Als Spezialist für Personalmarketing und Employer Branding verantwortet er die Kreation und Konzeption für Kunden aus den verschiedensten Bereichen. Neben seinem Gespür für Zielgruppen helfen ihm dabei sein literaturwissenschaftlicher Background und über 10 Jahre Berufserfahrung im Marketing.

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